Luzides Träumen lernen
Luzides Träumen lernen
Luzides Träumen, auch Klarträumen genannt, beschreibt die Fähigkeit seine Träume bewusst zu steuern und so seine kühnsten Fantasien auszuleben. Klarträumen ist kein Hirngespinst sondern wissenschaftlich belegt. Und das Schöne ist: Jeder kann luzides Träumen lernen! Hier möchte ich dir die Techniken zum Erlernen des Klarträumens näher bringen.
Was ist ein luzider Traum?

Vielleicht hast du es zufällig schon einmal selbst erlebt: Du wirst dir für kurze Zeit im eigenen Traum bewusst, dass du träumst, also luzide.
Mit ein wenig Glück bist du dadurch noch nicht aufgewacht sondern bleibst ruhig, handelst schnell und machst was immer dir in diesem Moment in den Sinn kommt:
- Fliegen
- mit teuren Autos fahren
- den gehassten Chef vermöbeln
- heißer Sex mit deinem Schwarm
- und alles andere, was du dir vorstellen kannst
Leider bleibt es bei den meisten bei diesen extrem seltenen, zufälligen Klarträumen. Rund 10% aller Menschen erleben diesen einmal pro Jahr. 18% der Bevölkerung allerdings gar nicht.
Doch mit der richtigen Technik kannst du es schaffen mehrmals pro Woche Klarträume zu erleben. Denn Klarträume zu erleben kann man lernen!
Was bringt ein Klartraum?
Klarträume machen nicht nur jede Menge Spaß sondern können auch sehr hilfreich sein.
Viele Oneironauten (Menschen, die sich in einem Klartraum befinden) nutzen das luzide Träumen, um mehr über sich selbst zu erfahren, um festzustellen , was sie gerade beschäftigt oder um Lösungen für Probleme aus dem Alltag zu finden.
Das Wort Oneironaut ist ein Zusammensetzung der griechischen Worte „oneiros“ (Traum) und „nautes“ (Seefahrer). Auch das Erlernen von Sportarten, Sprachen oder Musikinstrumenten ist in Klarträumen problemlos möglich.
Außerdem wäre es doch schade, die Zeit, die man im ganzen Leben verschläft (immerhin mehrere 100 000 Stunden) ungenutzt zu lassen.
Luzides Träumen zu lernen gehört zum Feld der Schlafforschung. Seit vielen Jahrzehnten beschäftigen sich Wissenschaftler in Schlaflaboren damit und haben bestätigt, dass grundsätzlich jeder Mensch in der Lage ist einen Klartraum zu erleben.
Pioniere auf diesem Bereich sind die beiden Amerikaner Stephen LaBerge und der bereits verstorbene Paul Tholey. LaBerge konnte 1999 unter wissenschaftlichen Bedingungen nachweisen, dass bewusst induzierte Klarträume möglich sind.
Luzides Träumen lernen: Träume verstehen
Um Klarträumen zu erlernen ist es wichtig zunächst einmal das Träumen an sich zu verstehen. Viele Menschen denken sie träumen sehr selten oder sogar gar nicht.
Die Wahrheit ist: wir träumen pro Nacht durchschnittlich 5 Mal, meistens in der sogenannten REM-Phase (REM=“Rapid Eye Movement“ = schnelle Augenbewegungen). Das Problem: nur die Erinnerung daran bleibt nach dem Aufstehen oft aus.
Für unseren Tagesablauf und unser Leben ist es in der Regel egal, was wir in der Nacht geträumt haben, deswegen vergessen wir es wieder. Manchmal schützt sich der Körper auch selbst, indem er verhindert, dass wir uns beispielsweise an Albträume erinnern können.
Die Funktion des Traumes ist noch nicht zu 100% belegt worden. Wissenschaftler vermuten aber mehrere Aufgaben wie zum Beispiel:
- Verarbeitung von Dingen, die uns im Alltag beschäftigen
- Belastende Erlebnisse vergessen
- Entspannen
- Entwicklung des Gehirns (v.a. bei Neugeborenen)
- Aufrechterhaltung der Individualität durch die Programmierung von immer gleichen Mustern
Die REM-Phase tritt vermehrt gegen Ende des Schlafes auf und dauert etwa 20% -25% der gesamten Schlafdauer an (also etwa 1,5-2 Stunden). Wir Oneironauten versuchen in der REM-Phase den Einstieg in den Klartraum zu finden.
Luzides Träumen lernen: Worauf kommt es an?

Um das Klarträumen zu lernen, kommt es meiner Meinung nach auf auf 4 wichtige Dinge an:
- Als Grundlage: eine gute Gesundheit, das erhöht die Wahrscheinlichkeit für luzide Träume
- 1. Säule: Die Traumerinnerung
- 2. Säule: Ein gutes kritisches Bewusstsein
- 3. Säule: Die passende Technik
Die Kombination aus gesunder Ernährung, einer guten Traumerinnerung, einem kritischen Bewusstsein und der passenden Klartraumtechnik wird dich unweigerlich zu einem luziden Traum führen. Und je mehr Übung du hast, desto öfter wirst du in den Genuss des Klarträumens kommen.
Im Folgenden werde ich kurz auf jeden einzelnen Bestandteil eingehen. Jeder Faktor ist kein K.O.-Kriterium, das heißt, dass du auch ohne ihn luzides Träumen lernen kannst. Allerdings erhöht jedes Element die Wahrscheinlichkeit für einen Klartraum 🙂 .
Gesundheit + Ernährung
Die Basis für das schnelle Erlernen des luziden Träumens ist meiner Meinung nach eine gute körperliche und geistige Gesundheit.
Das Schöne ist der folgender Effekt: Schläft man ausreichend fördert das die eigene Gesundheit. Ist man gesund fällt das Einschlafen und durchschlafen leicht.
Neben ausreichend Sport spielt vor allem die richtige Ernährung eine wichtige Rolle. Es gibt sowohl Nahrungsmittel, die unseren Schlaf fördern also auch solche, die ihn stören.
Als besonders schlaffördernd gelten zum Beispiel Milch oder Honig, aber auch Hafer-haltige Lebensmittel und Kakao. In ihnen ist Tryptophan enthalten, eine beruhigende Aminosäure, die das Einschlafen erleichtert.

Auf der anderen Seite schlafen wir zum Beispiel schlechter, wenn wir kurz vor dem Schlafengehen noch besonders fettig oder zuckerhaltig gegessen haben.
Unser Magen ist dann erstmal eine ganze Zeit mit der Verdauung beschäftigt und das stört unseren Schlafzyklus (mehr dazu in Artikel über die REM-Phasen) und damit unsere Träume.
Als Faustregel gilt: Hat man reichhaltig zu Abend gegessen sollte man noch 2-3 Stunden wach bleiben, um dem Darm Zeit zur Verdauung zu geben.
Supplemente
Um dem Klarträumen noch den Extra-Kick zu geben greifen viele Oneironauten auch zu Supplementen. Damit sind in der Regel natürliche Substanzen gemeint, die nicht nur schlaffördernd wirken sondern auch Träume intensivieren oder die Traumerinnerung verbessern können.
Ein Übersicht dazu findest du im Artikel über die Traumerinnerung.
Rauschmittel
Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube Alkohol führe zu einem tiefen Schlaf. Zwar mag das Glässchen Rotwein am Abend einen müde machen und beim Einschlafen helfen.
Allerdings führt übermäßiger Alkoholkonsum dazu, dass wir im Schlaf aufgrund eines zu niedrigen Serotoninspiegels das Stresshormon Adrenalin ausschütten. Wir wachen dadurch in der Nacht häufiger auf und schlafen unruhiger. Nicht gerade förderlich für einen tiefen Schlaf.
Sedativa (also zum Beispiel Schlafmittel) lassen einen zwar tiefer schlafen, sind fürs Träumen aber hinderlich. Sie verlängern die Tiefschlafphase und verkürzen dadurch die REM-Phase.
In der REM-Phase träumen wir aber am intensivsten und am wahrscheinlichsten. Für uns Oneironauten sind sie also ganz unabhängig vom Suchtpotential nicht geeignet.
Die Traumerinnerung
Ein wesentlicher Bestandteil des Erlernens von luziden Träumen ist die Traumerinnerung, also die Fähigkeit sich nach dem Aufwachen an seinen Traum erinnern zu können.
Die Verbesserung der Traumerinnerung hilft dir dabei, dass du dich an typische, wiederkehrende Erscheinungen in deinen Träumen erinnern kannst (sog. persönliche Traumzeichen).
Wenn du weißt, welche Dinge/Personen/Umstände sich besonders häufig in deinen Träumen zeigen, fällt es deutlich leichter im Traum zu erkennen, dass du gerade träumst, denn nur dort können deine persönlichen traumtypischen Dinge auftreten.
Wichtig zur Verbesserung der Traumerinnerung ist ein Traumtagebuch.
So ein Traumtagebuch kannst du dir wie ein gewöhnliches Tagebuch vorstellen, nur dass du nach dem Aufwachen eben deine Träume einträgst.
Das muss noch nicht mal ein Buch sein, sondern du kannst deine Erlebnisse zum Beispiel auch in einer Notiz-App festhalten oder einfach per Voice-recorder auf dem Handy aufnehmen.

Dass wir uns an unsere Träume erinnern können ist sehr wichtig für uns Oneironauten. Aus diesem Grund habe ich einen ausführlichen Artikel über die Traumerinnerung geschrieben.
Darin erkläre ich noch einmal was genau die Traumerinnerung ist, von welchen Faktoren sie abhängt und das wichtigste: Wie du die Fähigkeit sich an seine Träume zu erinnern verbessern kannst.
Kritisches Bewusstsein durch Realitychecks
Neben der Traumerinnerung spielt auch das „kritische Bewusstsein“ eine entscheidende Rolle beim Erlernen des luziden Träumens.
Wer ein gutes kritisches Bewusstsein hat, ist (im Gegensatz zu 99,99% der Bevölkerung) nicht ständig zu 100% davon überzeugt, dass er gerade wach ist.
Was ist mit dir? Du sitzt gerade vor deinem PC, Tablet oder Smartphone und liest diesen Artikel. Aber bist du wirklich wach oder träumst du das nur? Schließlich fühlen sich Träume ganz genauso wie die Realität an.
Menschen mit einem kritischen Bewusstsein führen ständig solche kleinen Überprüfungen durch, ob sie gerade träumen oder nicht. Dieses Realitätstests werden in der Community auch als Reality Check bezeichnet.

Ein Realitätstest dient einfach nur dazu, zu überprüfen, ob du gerade träumst oder nicht. Solche Realitätschecks können viele verschiedene Formen annehmen.
Du wirst dir angewöhnen müssen die Realitätschecks über den Tag hinweg mehrmals zu wiederholen. Die Durchführung der Realitychecks soll so in dein Unterbewusstsein übergehen, dass du sie auch im Schlaf automatisch ausführst.
Machst du dann einen der Realitätschecks auch im Traum, so wird dir auffallen, dass du gerade träumst. Du wirst also im Traum luzide. Realitychecks sind also ein sehr wichtiges Werkzeug für uns Oneironauten.
Welche Arten von Realitätstests es gibt, wie sie durchgeführt werden, um einen luziden Traum zu bekommen und welches Manko Realitätschecks haben erfährst du im Artikel zu den Reality Checks.
Techniken
Es gibt viele verschiedene Techniken, wie man einen Klartraum einleiten kann. Wichtig zu wissen ist, dass es hier keine Patentlösung gibt, die bei jedem klappt.
Der eine kommt mit der MILD-Technik besser zu Recht, der andere wiederum mit der WILD-Methode. Wieder andere nutzen bevorzugt die SSLID-Technik usw. Hier hilft nur eins: ausprobieren!
Grundsätzlich wird zwischen zwei verschiedenen Arten einen Klartraum zu induzieren unterschieden:
- DILD-Methoden: Hier versucht man erst während man schon träumt, klar zu werden, also zu erkennen, dass man träumt.
- WILD-Methoden: Hier versucht man bewusst in den Traum „einzuschlafen“, man schläft also bei „vollem“ Bewusstsein ein und merkt, sobald man träumt.
Ich habe zu den wichtigsten Klartraum-Techniken ausführliche Schritt-für-Schritt-Anleitungen geschrieben. Du findest sie alle unter den Klartraum-Techniken.
Traumdeutung

Eng mit der Traumerinnerung hängt die Traumdeutung zusammen. Wie der Name schon sagt, geht es bei der Traumdeutung darum herauszufinden warum wir das träumen, was wir träumen und was wir daraus lernen können.
Es gibt ein paar Menschen, die ziehen die Traumdeutung stark ins Esoterische hinein, davon möchte ich mich klar abgrenzen.
Es gibt zum Beispiel Ratgeber in denen behauptet wird, dass ein bestimmtes Symbol (Auto, Bett, Baum, was auch immer) für etwas steht, zum Beispiel, dass einem die große Liebe bevorsteht. Davon halte ich nichts.
Es wäre aber auch der falsche Ansatz zu sagen Träume hätten gar keine Bedeutung. Träume haben oft mit Emotionen und Gefühlen im Unterbewusstsein zu tun, die unser Gehirn im Traum verarbeitet.
Die Traumdeutung fällt nicht immer leicht. Die einfachste Möglichkeit wäre einen Traumhelfer zur Traumdeutung heranzuziehen und ihn zu fragen, was dieser Traum zu bedeuten hat.
Klappt das nicht, ist die Voraussetzung für die Traumdeutung natürlich, dass man sich an seinen Traum erinnert.
Schon beim Eintrag in dein Traumtagebuch solltest du dir Notizen machen auf welche Art und Weise dein Traum mit Gefühlen oder Ängsten aus dem Alltag zusammenhängen könnte.
Die wirkliche Erkenntnis kann dir aber auch erst nach ein paar Tagen kommen, mach dir also hier keinen Stress.
Traumanalyse
Im nächsten Schritt der Traumdeutung nimmst du deinen Traum genauer unter die Lupe:
Was auch immer deine Traumdeutung ergibt, eines solltest du im Hinterkopf behalten: Träume müssen nicht immer einen Grund haben. Wenn du regelmäßig deine (luziden) Träume deutest wirst du von selbst feststellen welche Träume eine Bedeutung haben und welche eher irrelevant sind.
Wie geht es weiter?
Keine davon funktioniert immer perfekt, aber jede ist erfolgsversprechend.
Lies dir am besten die einzelnen Techniken durch und entscheide dann welche für dich am geeignetsten sein könnte, um deinen ersten luziden Traum zu erlernen.




